Kunst und Kultur sind die wichtigsten Aspekte einer Gesellschaft und des einzelnen Menschen, obwohl sie immer noch als schöngeistige Spielerei betrachtet werden – nicht wirklich wichtig für das praktische Leben. Deshalb zuerst einmal meine Definition, was Kunst und Kultur eigentlich sind:
Kultur ist, wie der Begriff »Kult« schon aussagt, das, was ein Mensch oder eine Gesellschaft glaubt oder zu wissen glaubt, was ein Mensch “aussät”. Kultur ist eine Ansammlung von Überzeugungen, die in der westlichen Kultur eine Mischung aus christlichen und wissenschaftlichen Glaubenssätzen sind. Diese Prämissen beeinflussen die Wahrnehmung so stark, dass man buchstäblich nur sieht, was man glaubt. Diese Art »Teufelskreis« ist nur durch Selbsterkenntnis zu durchbrechen und nur Selbsterkenntnis ermöglicht eine umfassendere Wahrnehmung der Wirklichkeit – so wie es im Tempel von Delphi stand: Erkenne dich selbst, dann erkennst du Gott und Gott steht natürlich für »alles was ist«.
Kunst: “Jeder Mensch ist ein Künstler” sagte Beuys und dem stimme ich zu, auch wenn das Potential oft nicht ausgeschöpft wird. Aber grundsätzlich hat jeder Mensch die Fähigkeit, neue Aspekte seiner Selbst zu entdecken und diese in irgendeiner Form auszudrücken. Kunst ist die Fähigkeit, neue Wahrscheinlichkeiten zu entdecken und auszudrücken. Je größer die Verbindung zu sich Selbst, umso größer auch die Ausdrucksfähigkeit und diese Verbindung zu sich Selbst kann bewusst erschaffen werden, ebenfalls durch Selbsterkenntnis.
Meiner Meinung nach war Technik die dominante Kunst der letzten 100 Jahre. Die Erfindung des Autos, des Flugzeuges, Einsteins Relativitätstheorie und natürlich die Erfindung des Computers haben das menschliche Leben vollkommen verändert. Das sind alles eingeborene Fähigkeiten des Menschen, welche auf diese Weise ausgedrückt werden und Hinweise zu der eigentlichen Größe des Menschen geben, genau so wie bildende Kunst oder Literatur.
Was wird die Kunst und Kultur des 21. Jahrhunderts sein
Ich nehme an, dass es die neue Aufklärung – die neue Bildung – sein wird, also Selbsterkenntnis und damit die Fähigkeit, sich eigene Bilder machen zu können, d. h. auch, die eigene Wahrnehmung steuern zu können oder mit anderen Worten: Es ist der Übergang vom kollektiven Menschen zum Individuum, dem Ungeteilten.
Diese Art der Bildung wird auch die höchste Kunst sein, denn, egal wie sie ausgedrückt wird, entspringen doch alle Ereignisse und jede Materie aus diesem Selbst. Sie sind das Selbst.
Ich weiß natürlich, dass die Zeichen der Zeit noch nicht alle auf diese Hochkultur deuten. Zur Zeit tobt noch der Kampf der Dualitäten und die »dunklen Mächte der Ignoranz« bäumen sich noch einmal auf. Aber das ist nur mehr ein abklingendes Wetterleuchten. Die »Götterdämmerung« hat schon begonnen!
Es kommt nicht darauf an, einen durchtrainierten Verstand zu haben, sondern ein unschuldiges Herz.
Osho
Übrigens:
Die Definition von Individuum/Individualität ergibt sich schon aus dem Begriff. Es ist das Ungeteilte und deshalb das Ganze.
Es gibt kein »Wir« und kein »Kollektiv«. Das Individuum umfasst das alles und muss sich deshalb auch nicht »anpassen«. Das Individuum passt sich im Gegenteil seine Welt (das Kollektiv) an, in dem es sich umorientiert oder anders gesagt, seine Gedanken umfokussiert.
Selbstverständlich ist ein In-dividuum kooperativ. Aber das ist keine Anpassung. Das ist eine freie Wahl. Die alte Mähr von der »Anpassung« hält sich hartnäckig, vor allem im gutmeinenden Bildungsbürgertum. Aber es ist nur ein Missverständnis.
Übrigens, wenn ein Künstler anfängt, »sich anzupassen«, kann man seine »Kunst« vergessen! Dann interpretiert er höchstens alte Hüte.