Obwohl ich mit Anarchie oder Anarchismus in dem Sinn symphathisiere, in dem ich die Herrschaft durch “Andere” als vollkommen unnatürlich erkenne, sehe ich auch, dass viele Menschen zur Zeit noch nicht fähig oder gewillt sind, die eigene Herrschaft und deshalb auch die eigene Verantwortung individuell  zu übernehmen. Anarchie – Herrschaftslosigkeit – erfordert eine “Herrschaft”, die weit strenger ist, als alle anderen …ismen zusammen, nämlich die Herrschaft über sich selbst. Und da das kaum angedacht ist – so scheint es mir zumindest – sehe ich nur eine weitere Bewegung, die, sollte sie einmal von Bedeutung sein, wieder in die alten Muster aller kollektiven Bewegungen fällt, nämlich Herrschaft über Andere.

Anarchismus ist für meine Begriffe nicht radikal genug, d.h., die Wurzeln des eigenen Seinszustandes werden zu wenig oder gar nicht berührt. Ich bin aber überzeugt, dass  ein Mensch ohne Selbsterkenntnis – umfassendes Wissen über sich selbst – nicht einmal “Anarchist” im klassischen Sinn sein kann.

Der aktuelle Zustand der Welt ist mehr als unerfreulich. Er ist bedrohlich für die ganze Erde – für Menschen Fauna und Flora. Viele Menschen erkennen das. Worüber weniger Einheit besteht, sind die Mittel, um diesen Zustand zu verändern. Ich plädiere für das einzige Mittel, das ich für effektiv halte, nämlich den eigenen Seinszustand zu verändern, denn dadurch verändert sich auch die eigene Welt. Die notwendige Kooperation (mit den anderen “Welten”) ergibt sich dann automatisch aus dem Wissen um die grundsätzliche Einheit. Aber auch das muss zuerst eine Kooperation mit sich selbst sein.

Die Macht des Individuums ist grenzenlos. Diese Macht durch Wissen und Wertschätzung (= Liebe) zu beanspruchen ist das, was die Welt zum Positiven verändert. Der Prozess ist dabei nicht “gegen” etwas gerichtet, sondern immer “für”:  Für die eigenen Präferenzen, für Kooperation, für Frieden, für Wohlstand, für, für, für… Es gibt kein kollektives “Wir”, das etwas bewirken kann. Es gibt aber das Individuum, das alles einschließt und dieser Zustand ist das machtvolle  individuelle “Wir”, oder anders ausgedrückt, es ist das All Eins, in dem es keinen Widerstand – nichts abzulehnen und zu verdammen – gibt, sondern “nur” die freie Wahl der Ereignisse.

Leider habe ich keinen Namen für diese Art einer Gesellschaft, aber vielleicht braucht eine Hochkultur auch keine Schilder…

Ich bin ein Anarchist, aber ich gehöre zu einer vollkommen anderen Kategorie als alle, die es bisher in dieser Welt gab. Ich gehöre keiner dieser Kategorien an, denn meine Herangehensweise ist vollkommen anders. Ich bin nicht gegen Regierungen, ich bin gegen die Notwendigkeit von Regierungen. Ich bin nicht gegen Gerichte, ich bin gegen die Notwendigkeit von Gerichten. Osho

Anarchie
Graswurzelrevolution

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