Meister Eckhard ist einer der wenigen Mystiker des Christentums, wobei der Begriff Mystiker etwas leicht Verworrenes suggeriert. Er war meiner Meinung nach eher erleuchtet.  Sein Dankgebet drückt die ganze Wertschätzung aus und Wertschätzung ist, zusammen mit Wissen um sich selbst,  Liebe. Die untenstehenden Fragmente geben einen Einblick in seine Erkenntnis…

1. Alle Kreaturen sind ein Fussstapfen Gottes.

2. Gott ist nicht ein Zerstörer der Natur, er vollbringt sie vielmehr.

3. Der Mensch kann nicht wissen, was Gott ist. Etwas weiss er wohl: was Gott nicht ist.

4. So gewaltig liebt Gott meine Seele, dass sein Wesen und sein Leben daran liegt, dass er mich lieben muss, es sei ihm lieb oder leid. Wer Gott das nähme, dass er mich liebt, der nähme ihm seine Gottheit.

5. Wer Gott seinen Willen gänzlich gibt, der fängt und bindet Gott, dass Gott nichts kann als was der Mensch will.

6. Erkenntnis kommt von Vergleichen. Weil also die Seele eine Möglichkeit hat, alle Dinge zu erkennen, darum ruht sie nimmer, bis sie in das erste Bild kommt, wo alle Dinge eins sind, und da ruht sie, das ist in Gott. In Gott ist keine Kreatur von anderm Rang als die andre. Die Meister sagen: Wesen und Erkenntnis sind ein und dasselbe.

[206] 7. Gott ist nirgends. Gottes Geringstes, dessen ist alle Kreatur voll, und sein Grösstes ist nirgends.

8. Wäre nicht Gott in allen Dingen, die Natur wirkte oder begehrte in keinem Dinge etwas; denn es sei dir lieb oder leid, magst du es wissen oder nicht: die Natur in ihrem Innigsten sucht und meinet Gott. Nie würde ein Mensch, der Durst hat, so sehr nach etwas zu trinken begehren, wenn nicht etwas von Gott darin wäre. Die Natur meinte weder Essen noch Trinken, noch Kleider, noch Bequemlichkeit, noch sonst etwas, wenn nicht Gott darin wäre, und sie jagt und bohrt immer mehr danach, Gott darin zu finden.

9. Verginge das Bild, das nach Gott gebildet ist, so verginge auch das Bild Gottes.

10. Die Vernunft ist eindringend, sie begnügt sich nicht mit Güte oder Weisheit oder Wahrheit und auch nicht mit Gott selbst. Es ist gute Wahrheit, sie begnügt sich so wenig mit Gott wie mit einem Stein oder einem Baum.

11. So wahr das ist, dass Gott Mensch geworden ist, so wahr ist der Mensch Gott geworden.

12. Das ist Gottes Natur, dass er ohne Natur ist…

Meister Eckhart – Prediten, Traktate, Sprüche
Das Thomas Evangelium (Pdf)

 

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