Frage: Warum fühle ich mich oft so unglücklich? Kannst du mich nicht davon befreien?

Osho:  Die Antwort darauf ist bereits in deiner Frage enthalten. Du willst keine Verantwortung für dich selbst übernehmen, jemand anderer soll das tun. Und das ist der einzige Grund für dein Unglück.

Es gibt keine Möglichkeit für jemand anderen, dich von deinem Unglück zu befreien. Es gibt keine Möglichkeit für jemand anderen, dich glücklich zu machen. Doch wenn dir bewusst wird, dass du selbst dafür verantwortlich bist, ob du glücklich oder unglücklich bist, dass niemand anderer etwas dazu tun kann … Dein Unglück wird von dir selbst verursacht; dein Glück ebenfalls.

Doch das ist schwer zu akzeptieren – mein Unglück ist von mir selbst verursacht?

Jeder hat das Gefühl, dass die anderen für sein Unglück verantwortlich sind. Der Mann denkt, seine Frau sei für sein Unglück verantwortlich, die Frau denkt, ihr Mann sei für ihr Unglück verantwortlich, die Kinder denken, die Eltern seien für ihr Unglück verantwortlich, und die Eltern denken, die Kinder seien für ihr Unglück verantwortlich. Es ist so komplex geworden.

Doch euch ist nicht bewusst, dass ihr eure Freiheit verliert, wenn ihr andere für euer Unglück verantwortlich macht, wenn ihr die Verantwortung auf andere abwälzt. Verantwortung und Freiheit sind zwei Seiten ein und derselben Münze. Und weil ihr denkt, andere seien für euer Unglück verantwortlich, gibt es Scharlatane, sogenannte Erlöser, Botschafter Gottes, Propheten, die zu euch sagen: “Ihr müsst überhaupt nichts tun, ihr müsst nur mir nachfolgen. Glaubt an mich, und ich werde euch retten. Ich bin euer Hirte, und ihr seid meine Schafe.”

Es ist seltsam, dass kein einziger Mensch sich gegen Leute wie Jesus Christus erhoben und gesagt hat: “Es ist absolut beleidigend, zu sagen, du bist der Hirte und wir sind die Schafe, du bist der Erlöser und wir sind abhängig von deinem Mitgefühl; dass unsere ganze Religion nur darin bestehen soll, an dich zu glauben.”

Doch weil wir die Verantwortung für unser Unglück immer schon auf andere abgewälzt haben, haben wir im Gegenzug akzeptiert, dass auch unser Glück von anderen abhängig ist.

Wenn das Unglück von anderen kommt, dann muss natürlich auch das Glück von anderen kommen. Aber wozu bist du dann eigentlich da? Du bist weder verantwortlich für dein Unglück noch für dein Glück – was ist dann deine Aufgabe? Was ist deine Bestimmung? Einfach nur ein Objekt für andere zu sein, die dich unglücklich machen oder die dir helfen und dich retten und dich glücklich machen? Bist du nur eine Marionette, deren Stricke in den Händen anderer liegen?

Damit missachtest du deine Menschlichkeit; du missachtest dich selbst. Du liebst dein eigenes Selbst nicht, du liebst deine Freiheit nicht.

Wenn du dein Leben achtest, wirst du alle Erlöser zurückweisen. Du wirst zu ihnen sagen: “Verschwindet! Erlöst euch selbst, das ist genug. Es ist mein Leben, und ich selbst muss es leben. Wenn ich etwas falsch mache, werde ich selbst darunter leiden; und ich werde die Konsequenzen meiner falschen Handlungen tragen, ohne mich zu beklagen.”

Vielleicht ist das die Art und Weise, wie man lernt – indem man fällt und wieder aufsteht, indem man in die Irre geht und wieder zurückkommt. Man begeht einen Fehler, doch jeder Fehler macht einen klüger; man wird denselben Fehler kein zweites Mal machen. Wenn man denselben Fehler erneut macht, bedeutet das, dass man nichts gelernt hat. Dann setzt man seine Intelligenz nicht ein, sondern verhält sich wie ein Roboter.

Meine ganze Anstrengung geht dahin, jedem Menschen die Selbstachtung zurückzugeben, die ihm zusteht und die er an andere abgegeben hat.

Eure Sklaverei erschafft ihr euch selbst, und eure Freiheit müsst ihr selbst erklären. Du fragst mich: »Warum bin ich unglücklich?« Du bist unglücklich, weil du die Verantwortung dafür noch nicht übernommen hast. Beobachte einfach einmal, was dein Unglück ist, finde seine Ursache heraus – und du wirst die Ursache dafür in dir selbst finden. Entferne die Ursache, und dein Unglück wird verschwinden. Doch die Menschen wollen nicht die Ursache entfernen, sie wollen einfach nur das Unglück loswerden. Das ist unmöglich, das ist vollkommen unwissenschaftlich.

Übernehmt die Verantwortung für euer Unglück, und ihr werdet feststellen, dass in euch auch die Ursachen für Glückseligkeit, Freiheit, Freude, Erleuchtung, Unsterblichkeit liegen. Es braucht keinen Erlöser. Und es hat niemals einen Erlöser gegeben; alle Erlöser sind nur Pseudoerlöser. Sie wurden verehrt, weil ihr euch immer jemanden gewünscht habt, der euch rettet. Sie sind aufgetaucht, weil es immer eine Nachfrage danach gab, und wo ein Bedarf ist, gibt es auch ein Angebot.

Doch wenn du dich von anderen abhängig machst, verlierst du deine Seele. Du vergisst, dass du ein Bewusstsein besitzt, das so universell ist wie das aller anderen auch, dass du ein Bewusstsein besitzt, das so groß ist wie das von Gautama Buddha – du bist dir dessen nur nicht bewusst, du hast noch nicht danach gesucht. Und du hast nicht danach gesucht, weil du nach anderen suchst – nach jemand anderem, der dich retten soll, nach jemand anderem, der dir helfen soll. Du bettelst, ohne zu erkennen, dass das ganze Königreich dir gehört.

Das muss man als eines der grundlegendsten Prinzipien verstehen – den Zusammenhang von Selbstachtung, Freiheit und Verantwortung.

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